Druckansicht |
|
Volksstimme MAGDEBURG
Montag, 31. Mai 1999 |
9. Magdeburger Literaturwochen
Furioser Auftakt im Hauptbahnhof: ?Kulturtechniker? sang-lasen Böll
Die Literaturwochen bieten mehr als den Genuß am guten Buch. Bis zum 21. Juni bieten sie Gespräche, Filme, Musik, Ausstellungen, Vorträge und -natürlich auch- Lesungen. Die ?Kulturtechniker? aus Köln starteten am Sonntag im Hauptbahnhof den Marathon mit einer furiosen, leise-lauten, szenisch-musikalischen Böll-Lesung.
Von Katja Tessnow
Altstadt. In andere Welten fühlte sich versetzt, wer am Sonntagvormittag den ehemaligen Wartesaal der? sowjetischen Truppen im Hauptbahnhof betrat. Vor der schwarz-verhängten Fensterfront, die an den Rändern noch den Blick aufs echte Bahnhofstreiben freigab, spielten (lasen wäre untertrieben) die ?Kulturtechniker? Böll. Das Publikum reiste per Zug durch das trostlos scheinende Irland, wartete auf dem Bahnsteig auf die niemals ankommende Liebste, diskutierte über Künstlerhonorare oder in Erfurt mit ostdeutschen ?Kulturfuzzis? über das, was Kunst im Osten ?darf und was nicht ... Böllsche Textfetzen, gelesen, geschrieen, zerfetzt, mit elektronischen Klängen und Cello unterlegt und Bildern ergänzt. Ein wahrlich mitreißendes Literatur-Schauspiel. Ein gelungener Auftakt für den 9. Magdeburger Literaturmarathon, den Schauspieler Martin M. Hahnemann und der Cellist Ralf Werner, die ?Kulturtechniker?, da boten (...) Mit elektronischem Klangteppich, Bildprojektionen und Cello unterlegt lieferte Hahnemann eine beeindruckende Collage von Böll-Texten - sprechend, schreiend, Fetzen wiederholend und ?sprechsingend?.
|
|
|