Musik und Sprache
als eine Einheit
Von W. LASSMANN
BAD OLDESLOE - Passend zum Ort veranstalteten der Kreis Stormarn, Fachdienst Kultur und Frank Stiller (Kreisfahrbücherei) im Rahmen der Stormarner Kultur- und Geschichtstage im WAS-Gebäude direkt gegenüber dem Bad Oldesloer Bahnhof ein Lesekonzert zu ?Bahnhofsszenen im Werk Heinrich Bölls?.
Der Autor selbst fuhr kein Auto, reiste aber viel mit dem Zug, so dass er zum Kenner von Zugfahrten und dem Bahnhofsmilieu wurde. Stimmungsvoll ergänzt wurde die szenisch-musikalische Lesung durch Projektionen von Schwarzweiss-Fotos des Kölners Chargesheimer, einem herausragenden deutschen Fotografen der 50er und 60er Jahre. Dazu präsentierte das Duo "Die Kulturtechniker?, der Berliner Schauspieler Martin H. Hahnemann und der Kölner Cellist Ralf Werner, eine Montage aus Prosa-und Lyriktexten des ersten deutschen Literaturnobelpreisträgers nach dem Krieg. Heraus kam eine faszinierende Interpretation der Texte von Böll. Die Bilder von Chargesheimer, teilweise in trüber Stimmung, darunter Aufnahmen zerbombter Häuser, erhielten durch die musikalische Begleitung eine neue Dynamik. Das Duo inszenierte so eine besondere Veranstaltungs-Atmosphäre, führte auf einem neuen Weg in Bölls Werk ein. Szenen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit enstanden, aber geboten wurde auch Vergnüglicheres aus dem ?Irischen Tagebuch? oder aus ?Ansichten eines Clowns?. Der Zug fuhr immer mit, rollte, stand, ließ Dampf ab. Akkustisch unterlegt durch tiefe Violoncellotöne oder helles Stakkato, dann wieder rasche Tonwechsel zu spannend vorgetragenen Texten: Die Schwarzweissbilder begannen sich zu bewegen.
Das Lesekonzert fesselte, verlangte aber auch vom Publikum viel und Konzentration, so dass eine Pause des 90-minütigen Konzertes angebracht gewesen wäre.
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